Geht bei E-Mail-Marketing und Mehrsprachigkeit auch ein einfacher Workflow? Leider nein. Die Demonstration dieser Aussage ist mir neulich ins Postfach reingeflattert.
«Aktivierungsgebühren von 99 CHF angeboten». Hhm… Was will mir der Provider wohl sagen?!? Als Text-Maniac habe ich natürlich sofort den abgebildeten Newsletter mit der französischen Version verglichen.
Das merkwürdige Angebot ist schlicht das Ergebnis eines einfachen Ablaufs. Dieser sieht etwa so aus: Texte in die Übersetzung senden, Fremdsprachen (hier Deutsch) in CMS einpflegen, versenden. Auswerten und mässige Performance feststellen.
In diesem Fall wäre die richtige Übersetzung «gratis» oder «verschenkt» die bessere Wahl gewesen. Wie die Leserschaft in den Genuss dieses speziellen «Angebots» gekommen ist, lässt sich relativ leicht erraten. Die Texte sind sehr wahrscheinlich als Excel- oder Word-Liste aus dem CMS extrahiert, ohne jeglichen Kontext in die Übersetzung geschickt und zu guter Letzt auch nicht getestet worden.
Wenn ich als Übersetzerin Textstrings als Liste erhalte und nicht weiss, wo diese eingesetzt werden, kann ich nur mein «best guess» abgeben. Es steht ein einzelner String mit «offerts» auf Französisch, welcher auf Deutsch gratis, verschenkt oder angeboten bedeuten kann. Die Problematik der Bezüge, also was davor kommt und wie es syntaktisch zusammengebaut werden muss, erwähne ich nicht einmal. Und wenn diese Strings zusätzlich mit Platzhaltern und Variablen kombiniert werden, kann man sich gut vorstellen, welch schiefe Kreationen auf ahnungslose Leser:innen losgelassen werden können.
Ein weniger einfaches, dafür aber «leser-achtendes» Workflow sieht hingegen so aus:
Wird auf das Testen verzichtet, bleibt ein solcher Fehler unentdeckt. Na ja… vom Versender zumindest. Die Empfänger und Empfängerinnen sehen ihn schon. Und für einen erfolgreichen Newsletter, der seine Leser:innen ernst nimmt, sollte es idealerweise genau andersherum sein. Hier lesen Sie über den Prozess bei mehrsprachigem E-Mail-Marketing für effektive Newsletter.
Übrigens, als Profi-Übersetzerin werde ich meinen Auftraggeber nach den Variablen fragen. Und nach der gelayouteten Original-Version. Und um Klärung von offenen Punkten bitten. Und das Testen übernehmen. Denn das alles gehört zu einer Übersetzung, die den Namen verdient.
Über die Autorin
Bonjour! Ich bin’s, Christine Eulriet, begeisterte Französischübersetzerin. Mein Blog ist das Ticket für hinter die Kulissen meines Berufs: Wir schauen zusammen, worauf es ankommt, wenn Übersetzungen von mittelmässig zu wow werden sollen. Schlechte Übersetzungen? Nichts womit man leben muss: Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren mehrsprachigen Auftritt beherrschen.
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Wenn es nicht 08/15 werden soll
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