Was haben ein verpatzter Werbebanner, ein falsches Datumseingabefeld und eine schlechte Pluralbildung gemeinsam? Sie alle können das Nutzererlebnis beeinträchtigen und somit die Glaubwürdigkeit eines Angebots schmälern. Wie Sie bei mehrsprachigem Content solche Fallstricke dank In-Context-Review souverän umschiffen, lesen Sie jetzt. Eins vorweg: Es lohnt sich!
In-Context-Review (ICR) ist die letzte Überprüfung einer Übersetzung vor Ihrer Veröffentlichung und ein wichtiger Schritt, um die Qualität zu gewährleisten. Dabei wird der übersetzte Text angeschaut, nachdem er in sein endgültiges Format gebracht wurde (z. B. eine Webseite oder eine Applikation). So können Inhalte auf ihre einwandfreie Umsetzung hin überprüft werden: linguistisch wie technisch.
Denn der Inhalt zählt, die Form aber genauso. Ist der Titel zu lang, passt der Claim zum Visual, sind alle Texte übersetzt worden, muss für die eine oder andere Sprache ggf. eine neue Variable für die Platzhalter angelegt werden: Das sind einige der Fragen, die es gilt, beim ICR zu beantworten. Oder anders gesagt, ist die übersetzte oder lokalisierte Version genauso gut wie das Original?
Durch In-Context-Review können Übersetzer vor Veröffentlichung sicherstellen, dass Grafiken, Tabellen und andere visuelle Elemente konsistent mit dem Layout sind, da sie oft isoliert übersetzt werden. Zudem hilft dieser Prozessschritt, mehrdeutige Inhalte auf ihre Richtigkeit zu überprüfen.
Ein Fall aus dem Leben? Aber gern. Das Wort «Hinflug» kann als Bezeichner für ein Datumseingabefeld oder als Label für eine Tick-Box verwendet werden. Wenn das französische Wort «Départ le [Abflug am]» im ersten Fall verwendet werden kann, wird es für die Tick-Box schon nicht mehr funktionieren, dort wäre «Vol aller [Hinflug]» die sichere Wahl. ICR hilft solche Ungereimtheiten aufzuspüren.
Dieser Prozess ist auch unter anderen Begrifflichkeiten anzutreffen, die aber grundsätzlich das gleiche Ziel verfolgen. Je nach Zusammenhang wird auch von Linguistic Sign Off (LSO) oder von (multilingual) User Acceptance Testing (UAT) gesprochen. Manchmal auch von In-Country-Review.
Wie das obige Beispiel zeigt, hilt In-Context-Review sicherzustellen, dass Übersetzungen nicht bloss «richtig», sondern «richtig in diesem spezifischen Kontext» eingesetzt sind – und dient somit der Qualitätssicherung. Ein echter Newsletter mit «bloss richtigem Text» finden Sie hier.
Es gibt viele Gründe, warum Unternehmen hochwertige Fachübersetzungen benötigen. Darunter fallen etwa der Aufbau des eigenen Images, die Notwendigkeit einer adäquaten Ansprache seiner Zielgruppen oder auch der Schutz der Reputation und des guten Rufes.
Wenn Sie in den französischsprachigen Raum expandieren, wird es schwer, ohne die richtige (An)Sprache eine glaubwürdige und kompetente Marktpositionierung zu etablieren. Zumal gute Übersetzungen Vertrauen und Loyalität schaffen. Nutzer:innen und Leser:innen nehmen Sie positiv wahr und neigen eher dazu, mit Ihnen zu interagieren.
Der mehrsprachige Auftritt eines Unternehmens kann mithilfe von In-Context-Review konsistent und glaubwürdig gestaltet werden: eine wichtige Voraussetzung, um die Zustimmung der Zielgruppe zu steigern und gleichzeitig eine bessere User oder Customer Experience zu erreichen.
Idealerweise sollte dieser Arbeitsschritt im Übersetzungs- und Lokalisierungsprozess zwar immer integriert werden, aber enge Termine erlauben es oft jedoch nicht. Grundsätzlich sollte ein In-Context-Review zeitlich und ressourcenmässig immer dann eingeplant werden, wenn:
Problem | Beispiel | Lektorat | ICR |
---|---|---|---|
Richtige aber falsch eingesetzte Übersetzungen | Hinflug › Abflug am vs. erste Flugstrecke [Départ le vs. Vol aller] | Nein | Ja |
Tippfehler, Fehlübersetzung und sonstige Textfehler | Val aller/vol retour/vol usw. anstelle von vol aller für Hinflug | Ja | Ja |
Unübersetzter Text | Datensätze fehlen, oder «hard-coded strings» oder nicht in die Übersetzung gesendet | Nein | Ja |
Längenprobleme | Text wird abgeschnitten (Schaltfläche zu klein, Metadaten) oder ungünstige Umbrüche (Titel, Grafiken, etc.) | Bedingt | Ja |
Falsche Sortierung in Listen | Fidschi steht vor Deutschland | Nein | Ja |
Falsche Formate | Zahlen, Währung, Datum, Uhrzeit, Telefonnummern, etc. | Bedingt | Ja |
Falsche Textkodierung | Diakritische Zeichen werden falsch dargestellt | Nein | Ja |
Platzhalter und Variablen ergeben fehlerhafte Texte | Falsche Pluralbildung (Es wurden [1] Resultate gefunden) | Nein | Ja |
Falsche Wörter verlinkt oder hervorgehoben | „Zum *persönlichen* Angebot“ > „Vers mon *offre* personnalisée“ | Bedingt | Ja |
Übersetzung findet oft ohne Zugriff auf das finale Layout statt. Auch wenn heute einige CAT-Tools sogenannte In-Context-Übersetzung ermöglichen, werden oft nur einige Formate und Inhaltstypen unterstützt und teilweise sind weitere Anbindungslösungen erforderlich.
Mit dem breiteren Einsatz von maschineller Übersetzung (MÜ) landen auch häufig «kontextuell falsche» Übersetzungen unbemerkt im Haupt-Translation-Memory und so als Treffer auf Webseiten oder in Newslettern.
In-Context-Review ist ein wirkungs- und wertvolles Instrument, wenn es darum geht, das Nutzererlebnis zu stärken bzw. sicherzustellen. Wenn Sie also auf hochwertige Übersetzungen für Ihre französischsprachige Zielgruppe angewiesen sind, sollten Sie In-Context-Review in Ihren Übersetzungs- und Lokalisierungs-prozessen fest integrieren. Und Sie werden garantiert über die Ausbeute staunen.
Über die Autorin
Bonjour! Ich bin’s, Christine Eulriet, begeisterte Französischübersetzerin. Mein Blog ist das Ticket für hinter die Kulissen meines Berufs: Wir schauen zusammen, worauf es ankommt, wenn Übersetzungen von mittelmässig zu wow werden sollen. Schlechte Übersetzungen? Nichts womit man leben muss: Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren mehrsprachigen Auftritt beherrschen.
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Wenn es nicht 08/15 werden soll
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