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Die Grundlage dieses Artikels bilden Erfahrungen, die ich in über 20 Jahren Berufspraxis sammeln konnte: Meine Rollen in der Übersetzungsindustrie reichen von freiberuflicher sowie In-House-Übersetzerin über Freelancerin für Agenturen sowie Agentur-Kundin bis hin zur Team-Leiterin des Sprachendiensts eines Internet-Unternehmens.
Weil diese Erfahrungen auf zahlreichen Situationen und Konstellationen beruhen, lassen sich Grundzüge und wiederkehrende Schemata erkennen, die ich hier aufzeige. Weitere Informationen zur Beauftragung von Übersetzungen können Sie in diesem Leitfaden nachlesen.
Wenn man vor der Aufgabe steht, sich für einen Sprachdienstleister zu entscheiden, liefert das Internet zahlreiche Möglichkeiten, von denen nicht immer klar ist, worin der Mehrwert liegt: nur native Speaker, Termintreue, höchste Qualität dank ISO-Zertifizierung, günstige Tarife und so weiter. Zwischen den Angeboten unterscheidet sich oft lediglich das Erscheinungsbild der jeweiligen Webseite. Für wen soll man sich entscheiden? Versuchen wir ein wenig Einordnung.
Die Welt der Übersetzung besteht mehrheitlich aus Freelance-Dienstleistern – je nach Quelle zwischen 60% und knapp 90% der tätigen Übersetzer:innen. Und dennoch ist der Markt von Agenturen aller Couleur und Grössen beherrscht, auch LSPs genannt (Language Service Provider).
Wenn Sie also Übersetzungen benötigen, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie eine Agentur beauftragen werden und noch viel wahrscheinlicher, dass Ihr Text über den Tisch von freiberuflichen Übersetzer:innen gehen wird.
Da der Punkt schon mal geklärt ist, bleibt also die Frage, wie Sie vorgehen sollen, um am Ende mit dem für Sie geeigneten Dienstleister zusammenzuarbeiten. Eine Standard-Lösung gibt es nicht, genauso wenig wie es einen Standard-Übersetzungsauftrag gibt. Die Antwort auf diese Frage ist ganz individuell und nur Sie können aufgrund Ihrer Bedürfnisse abwägen und entscheiden. Ein Vergleich der Vor- und Nachteile beider Varianten hilft.
Sie sind in einer der folgenden Situationen:
Für mittel bis stark standardisierte Texte erfüllen das Gros der Agenturen ihren Zweck. Sie müssen sich jedoch auf schwankende Qualität und sonstige Überraschungen gefasst machen, die meistens immer dann auftauchen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann.
Ausserdem sind in der Regel Agenturen wenig gewillt, auf Kundenreklamationen einzugehen: Solange etwas nicht grammatikalisch, syntaktisch oder inhaltlich falsch ist, fällt es unter Stil und persönliche Präferenzen. Dass ein Text sein Ziel verfehlen kann, obwohl Syntax und Grammatik stimmen, stellt man spätestens bei einer solchen Gelegenheit fest.
Dennoch gibt es sie, die wirklich guten LSPs, die Vor- und Nachteile in einem für die Kundschaft gewinnbringenden Gleichgewicht halten, die eine konstant gute Qualität bieten und ihren Kunden mehr als nur Übersetzungen liefern.
Suchen Sie nach Boutique-Agenturen, kleineren Strukturen, Verbünden oder Büros, die auf Ihre Branche spezialisiert sind. Aber: Sie zu finden ist leichter gesagt als getan. Seien Sie sich bewusst, dass nicht immer der erste Kontakt ein Treffer sein muss. Sie werden auch den LSP finden, der alle Ihre Kriterien erfüllt – Sie müssen nur dran bleiben.
Ausführliche Informationen zum Agentur-Modell inklusive Vor- und Nachteilen finden Sie im Teil 2.
Sie sind in einer der folgenden Situationen:
Die Zusammenarbeit mit freiberuflichen Übersetzer:innen ist vielleicht nicht die bequemste, aber oft die lohnendere. Warum?
Weil selbstständige Übersetzer:innen weniger Kunden bedienen, dafür ein tiefgreifendes Verständnis der jeweiligen Leistungen und Angebote entwickeln. Weil sie mitdenken und dadurch dem Kunden einen absoluten Mehrwert mit qualifizierten Rückmeldungen und Vorschlägen bringen. Weil sie in direktem Kontakt zu Ihnen als Kunden stehen und passgenau auf Änderungen reagieren können.
Darüber hinaus übersetzen sie nicht anonyme Texte kontextfrei, sondern stehen Ihnen mit ihrem Namen als Garantie für Qualität und Konsistenz Ihres Auftritts gegenüber.
Mit jeder Rückmeldung des Auftraggebers bauen ausserdem freiberufliche Übersetzer:innen kurzfristig eine Kompetenz auf, die Ihnen langfristig zugute kommt: Prozesse müssen nicht mehr erläutert werden und der routinierte Austausch schafft sogar Raum für Impulse.
Ausführliche Informationen zum Freelance-Modell inklusive Vor- und Nachteilen finden Sie im Teil 3.
Es gibt so viele Antworten zum Modell wie es Situationen gibt: Es kommt auf Ihre Bedürfnisse an.
In ganz groben Kategorien gesprochen: Bei hohen Volumen und engen Fristen, grossen Lokalisierungsprojekten oder der Notwendigkeit von Konnektoren und integrierten Workflows kommen fast ausschliesslich Übersetzungsagenturen in Frage.
Möchten Sie hingegen eine gewisse Kontrolle über Ihre Texte und die Arbeitsprozesse behalten, während Qualität, Konsistenz, persönliche Beratung eine übergeordnete Rolle spielen, sind Sie bei Ihrem Marktauftritt mit freiberuflichen Übersetzer:innen besser dran.
Zur Orientierung können Sie Ihre individuelle Situation anhand dieser Kriterien bewerten:
Ob Agentur oder Freelance, Sie kommen nicht um die Analyse Ihres Bedarfs und anschliessend um eine sorgfältige Recherche und Prüfung der passenden Dienstleister:innen herum.
Jedes Modell bietet Vor- und Nachteile. Im Idealfall entscheiden Sie sich für die Lösung mit den meisten Vorteilen und kombinieren Sie mit Strategien, die die Nachteile der jeweiligen Option ausgleichen. Mit Agenturen sind Sie gut beraten, über die Einführung von QA-Prozessen und die Definition von Typologien nachzudenken, z. B. welche Texttypen müssen eine zusätzliche Prüfung erfahren, wie sieht diese aus: formell und/oder inhaltlich, können Stammübersetzer:innen definiert werden usw. Mit Freelance-Übersetzer:innen gehören zu Ihren möglichen Strategien: wirksames Onboarding und gute Einbindung, Aufbau eines Freelancer-Pools und konstruktive Feedbacks.
Unabhängig davon, wofür Sie sich entscheiden, muss Ihnen klar sein, was Sie vom ausgewählten Modell erwarten können und was nicht.
* Die Grenze von 3 oder mehr Sprachen ist ein Erfahrungswert. Über diese Grenzen hinaus wird der Koordinationsaufwand sehr hoch: Ab ca. 25 Aufträge/Woche Übersetzungsaufkommen bzw. Kapazitätsüberlastung wird im Schnitt ein Freelancer-Pool von mind. 4 bis 5 Personen benötigt, um bei Nichtverfügbarkeit trotzdem Zugriff auf eine eingearbeitete Person zu haben. Nur sinnvoll, wenn für die Betreuung entsprechende Ressourcen intern vorhanden sind.
Über die Autorin
Bonjour! Ich bin’s, Christine Eulriet, begeisterte Französischübersetzerin. Mein Blog ist das Ticket für hinter die Kulissen meines Berufs: Wir schauen zusammen, worauf es ankommt, wenn Übersetzungen von mittelmässig zu wow werden sollen. Schlechte Übersetzungen? Nichts womit man leben muss: Hier erfahren Sie, wie Sie Ihren mehrsprachigen Auftritt beherrschen.
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